Eines unserer Hauptanliegen ist es, Lehrlinge aus verschiedenen Betrieben in Vorarlberg die Möglichkeit zu geben, sich künstlerisch an außerschulischen Bildungsorten auszudrücken. Mit Hilfe von Projektkoordinator Andreas Jähnert sind 2023 zehn Projekte entstanden. „Blau machen“ in der Juppenwerkstatt in Riefensberg ist eines davon.
Jähnert entschied sich für die Künstlerin Anna-Amanda Steurer, welche dafür die alte japanische Stofffärbetechnik Shibori aufleben lässt. Sie arbeitet in einem zweitägigen Workshop mit elf Lehrlingen aus drei völlig unterschiedlichen Betrieben: Frisiersalon Maischön in Bregenz, Gasthof und Hotel Krone in Hittisau und Sola Messwerkzeuge in Götzis.
Manipulation Blau
Bevor es kreativ zur Sache geht, sprechen die Jugendlichen mit der Künstlerin über die Bekleidungskultur, über Shopping, Nachhaltigkeit und Fast Fashion, aber auch über die physiologische und psychologische Wirkung von Blau sowie den Symbolgehalt der Farbe. Steurer erzählt, wie Google im Jahr 2013 durch die Umstellung der Links auf Blau eine Gewinnsteigerung von 200 Millionen Dollar erzielte. Nach so viel neuen Erkenntnissen darf dann endlich gefärbt werden.
Königin der Farben Indigo
Die Künstlerin zeichnet Legetechniken für die Lehrlinge auf, die zeigen, wie der Stoff zu falten ist, um dieses oder jenes Muster zu erhalten. Als Stoff wird um der Nachhaltigkeit willen Leinen benutzt. Anna-Amanda Steurer zeigt den Lehrlingen, wie Shibori, eine alte japanische Färbetechnik, funktioniert. Gefärbt wird mit Indigo, einem blauen Naturfarbstoff aus der Indigopflanze, die in Indien, Afrika und China beheimatet ist. Das bekannteste ursprünglich mit pflanzlichem Indigo gefärbte Produkt sind BlueJeans.
Das Färben erfordert Genauigkeit und viel Geduld. Maria Rose Lang-Steurer unterstützt die Jugendlichen bei Unklarheiten. Nach dem mehrmaligen Eintauchen der Werkstücke in die Küpe und dem anschließenden Oxidationsprozess können die Stoffbündel geöffnet und zum Trocknen aufgehängt werden. Ein aufregender Moment, denn jetzt kann man die einzigartigen Muster erkennen. Die Lehrlinge drucken drei verschiedene Probestoffe im Kissen-Format, bevor sie größere Objekte wie einen Wandbehang, Tischläufer oder ein Bild fertigen. Genäht wird am zweiten Tag mit Hilfe von Martina Mätzler, der Leiterin der Juppenwerkstatt Riefensberg.
Neue kreative Eindrücke
Diverse Falttechniken, der Umgang mit dem Farbpigment Indigo und der Einblick in ein historisches Handwerk in der einzigartigen Juppenwerkstatt schüren die Kreativität der Jugendlichen und es entstehen unterschiedlichste einzigartige Stoffkreationen. Alle können mindestens drei textile Objekte mit nach Hause nehmen.
Abgeschlossen wird der Workshop durch eine interessante Führung durch das Haus der Juppenwerkstatt.
Anna-Amanda Steurer, Künstlerin
"Mich überraschte, wie spontan die jungen Menschen aus unterschiedlichen Berufsgruppen zusammenfanden und sich auf ein für sie ungewohntes Betätigungsfeld einließen. Für mich völlig unerwartet war die Freude, mit der die Jugendlichen ihre Kreativität ausloteten und in ihr Potential für die Gestaltung der eigenen Zukunft entdeckten."
Das sagen die Lehrlinge
Turpal, Lehrling bei SOLA Messwerkzeuge, Götzis
"Ich habe in diesen zwei Tagen sehr viel Neues gelernt und die Zeit genossen, da ich mal meinen Kopf abschalten und mich komplett auf meine Kreativität konzentrieren konnte. Es gab viele Herausforderungen, die man bewältigen musste, aber am Ende hat es sich gelohnt. Die Ergebnisse des Projekts und das Wissen, das wir hier mitnehmen, werde ich nie vergessen."
Lena und Katrin, Lehrlinge bei Frisiersalon Maischön, Bregenz
"In diesen zwei Workshoptagen haben wir einen neuen Ansatz für kreatives Arbeiten kennengelernt. Speziell haben wir uns mit dem Farbpigment „Indigo“ auseinandergesetzt und mit diversen Falttechniken. Gerade in unserem Beruf ist es wichtig, immer offen und interessiert für Neues zu bleiben."
Justin, Lehrling im Gasthof & Hotel Krone, Hittisau
"In diesen zwei Tagen hatte ich sehr viel Spaß, weil ich wieder neue Erfahrungen für’s Leben gemacht und einen Einblick in ein anderes Handwerk bekommen habe. Es war sehr schön, weil sich alle sehr Mühe gegeben haben, uns eine tolle Zeit zu bescheren. Ich bin sehr dankbar dafür."
Die Initiative findet in Kooperation mit K3-Projekte. Kulturvermittlung mit Lehrlingen statt.