Wohlfühlräume gestalten

Architektur kann ein schweres Thema sein – aber nicht, wenn man es leicht und spielerisch angeht. Die Kulturvermittlerin für die Kleinsten, Christa Bohle, und ihre Handpuppe „Schnecke“ sind im Frühjahr 2022 auf baulicher Mission im Ganztagskindergarten Tisis.

Bei einem mehrteiligen Workshop werden die Kinder in die Welt des Bauens und Planens eingeführt. Zur Vertiefung gibt es noch einen Ausflug ins Kunsthaus und in die Schattenburg und beim abschließenden Fest wird den Eltern das Projekt präsentiert. Beim ersten Termin am 25. April 2022 im Ganztagskindergarten Tisis dreht sich alles ums Kennenlernen. In je zwei Workshops vermittelt Künstlerin Christa Bohle den beiden Kindergartengruppen „Sunnies“ und „Regenbogen“ die Grundlagen der Architektur. Mit dabei ist ihre Handpuppe „Schnecke“, die das Projekt durchgehend begleitet.

Zu Beginn dreht sich alles um Behausungen und das Zuhause: Wo und wie wohnt der Mensch? Wie hat er gewohnt? Wo sind die Tiere daheim? Dann steigen die Kinder auch schon mitten ins Thema ein: Dachtypen, Materialien, Fassadengestaltungen werden mit einem selbstgestalteten Kartonfernrohr auf den „Soundspaziergängen“ durch Feldkirch erkundet. Die Rohre schärfen auch den Blick auf Details, wie Türen, Fenster und Verzierungen. Zurück im Kindergarten wird das Entdeckte verarbeitet: Auf einem Stadtplan werden die Wohnorte der Kinder eingezeichnet, Fotos von ihnen vor ihrem Zuhause oder einem Ort in Feldkirch daneben gehängt. Mit dem „Dächermemory“ ordnen die Kinder die verschiedenen Dachtypen zu und fertigen Kartonhäuser mit den unterschiedlichen Formen.

Auch die verschiedenen Baumaterialien kommen nicht zu kurz: Die „Sunnies“ erforschen etwa das Material Stein. Sie sammeln am Fluss verschiedene Arten und betrachten sie unter dem Mikroskop. Auf ihren Stadtspaziergängen suchen sie nach Bauwerken oder -elementen, die aus Stein gebaut sind. Ein Besuch des Infocontainers zum Bau der Tunnelspinne darf da natürlich nicht fehlen. Nicht zuletzt geht es auch ums Innen und Außen: In einer Zupftaschentuchschachtel richten sich die Kinder kleine Wohnungen ein und gestalten Häuserfassaden mit Holzstückchen, Knöpfen und Glassteinen. Zusätzlich können sie sich an verschiedenen Stationen eigenständig mit dem Thema Architektur auseinandersetzen, etwa in der Bauecke mit Holzklötzen und Klemmbausteinen, in der Bilderbuchecke mit Lexika und Büchern zu unterschiedlichen Behausungen oder auf einem Teppich, wo es Schwämme, Bierdeckel und Holzfrösche zum Stapeln gibt.

Eine Exkursion vertieft das Thema des Projekts: Die „Sunnies“ besuchen die Schattenburg und die „Regenbogen“-Gruppe das Kunsthaus in Bregenz, wo sie entsprechende Führungen durch die Gebäude bekommen. Zum Abschluss findet am 24. Juni 2022 ein Fest mit den Familien statt, wo die Werke und Fotos der Kinder ausgestellt werden und das Projekt vorgestellt wird. Dort geben die Kinder auch den einstudierten „Architektursong“ (das umgetextete Lied „Das ist hoch und das ist tief“) zum Besten. Und schließlich können sich Eltern wie Kinder an verschiedenen Stationen als Architekt:in oder Baumeister:in ausprobieren.

Die Kinder können sich gut auf die Angebote von Christa einlassen. Auch die Integrationskinder und Kinder mit wenig Deutschkenntnissen konnten folgen und bei vielem mitmachen. Es war schön zu sehen, wie die Bauwerke im Baubereich größer, stabiler und abwechslungsreicher wurden. Zum Teil waren acht Kinder gleichzeitig dran, sprachen sich ab und interagierten miteinander! Die verschiedenen Dachformen faszinierten viele und durch das Spazieren in unterschiedlichsten Stadtteilen Feldkirchs entwickelten sich die meisten zu ‚Dachexpert:innen‘ und konnten so spielerisch ihr Wissen vertiefen. Der Architektursong stärkte den gruppenübergreifenden Zusammenhalt und wurde von den Kindern immer wieder im Freispiel, beim Schaukeln, beim Bauen und im Kunsthaus angestimmt.