Dann sind die beiden Sprachartisten da, überraschen alle sehr positiv und ben Interessierten eine Menge anzubieten: verbalen Schliff, eindrucksvolle Genre-Beherrschung, eine Menge „food for thought“, Einsichten in berufliche Metiers und Lebensgeschichten, Haltung u.a. Der Funke springt nicht nur bei der Lesung, sondern auch beim Workshop über.
Projektbericht von Florian Moser
Bezau. Am Abend des 28.2.2023 erfreuen Ferdinand Führer und Roland van Oystern, zwei renommierte Künstler aus dem Umfeld des berühmt-berüchtigten Satire-Magazins „Titanic“ alle in der Bibliothek Anwesenden mit ihrer Performance. Diese Lesung des Duos aus ihrem bitterbös-sarkastischen Gemeinschaftswerk „Kritik am Mitmensch“ ist der Auftakt einer zweitägigen Veranstaltung mit Workshops in den 4. und 5. Hak-Klassen. Dem Publikum wird demonstriert, dass Satire dann beginnt, wenn sie sowohl Vortragenden als auch Zuhörenden in Gehör, Herz, Seele und Leib sch(m)erzt. Lacher, Augenrollen, hochgezogene Augenbrauen und dann wieder tosender Applaus wechseln einander ab, amüsant kommentiert von den beiden Verfechtern der vollfreien Meinungsäußerung.
„Ich bin begeistert vom Ergebnis der zwei Tage. Kultur gehört an unsere Schule und gerade Satire tut uns allen gut“
MARIO HAMMERER, SCHULLEITER
Führer und van Oystern zeigen im Verlauf der Veranstaltung auch einiges an Empathievermögen, lasen fiktive Musikkritiken, Kurzprosa mit autobiographischem Hintergrund, bis ihre verbalen Volten bei ihrem Reisebericht „Ein Tag Hagel und immer was zu essen da“ verebbten und ein geplättetes Auditorium zurücklässt. Der rege Gedankenaustausch im Anschluss zeigt, welche Kraft, welchen Erklärungshunger spitze, relevante bzw. scharfe Satire erzeugt und wie dringend die dadurch aufgeschürften Seelen mit Wortbalsam nachbehandelt werden mussten. Dionysus sei Dank wissen einige (von der Kritik auszunehmende) „Mitmenschen“ Rat und schritten zur Tat.
Weitere Gegenbelege zur vielleicht voreiligen Hauptforderung des Abends, „Mitmensch“ als Schimpfwort in den Duden aufzunehmen, seien aufgrund ihrer Verdienste angeführt.
Ferdinand Führer und Roland van Oystern
“Im Februar 2023 haben wir an den Bezauer Wirtschaftsschulen* einen Workshop über unsere Zusammenarbeit als Autorenduo gegeben. So was hatten wir zuvor noch nie gemacht. Zu den circa 17jährigen Schüler:innen haben wir gesagt: „Wir haben so was noch nie gemacht, also seid bitte lieb mit uns.“ Und dann waren die lieb mit uns und haben auch noch richtig schön geschrieben. Eine überraschend erfreuliche Erfahrung war das. Hätten wir nicht gedacht. Auch der Lehrkörper war kooperativ. Im Lehrerzimmer gab es Kaffee satt und später noch Pommes in der Kantine. Wir bedanken uns beim Double Check Netzwerk für die Vermittlung.
*Plural ist Aufschneiderei, war nur ein Gebäude”
Die Künstler werden mit Fragen förmlich gelöchert.
Auf die Jugendlichen wirkt es exotisch von Komik bzw. Satire zu leben. Dem Interviewfeuer halten die beiden Autoren tapfer stand und stellen dem Interesse bereitwillig Auskünfte entgegen. Ihr Auftritt ist eine Belebung und Bereicherung. Der quasi „analoge“ Charakter bei der Kunstform Satire/Literatur bildete die Stärke und Bedeutung dieses Kulturprojekts.
Die Resonanz der Künstler auf die beiden Hak-Klassen und die Arbeitsproben war ehrlich anerkennend. Es dürfen also alle Beteiligten höchst zufrieden bilanzieren.