„Es heißt, dass Kleinkinder und Uralte, sonntags oder in Rauhnächten Geborene es sehen können – das Schrättle.“ So könnte die Geschichte beginnen, welche die Geschichtenerzählerin Katharina Ritter im Rahmen des Gemeinschaftsprojekts des Kulturbüro Bregenzerwald, Double Check und der KLAR! Region Vorderwald-Egg an mehreren Bregenzerwälder Volksschulen erzählt.
Im November 2021 startete das sagenhafte Schrättle in Form eines bunten Kulturprogramms – aus dem Wald in die Klassenräume gelockt. Den Kindern wird mit interaktiven Abenteuergeschichten spielerisch das Zukunftsthema Klimawandel vertraut gemacht.
Der Sage nach sind Schrättle Wesen an der Schnittstelle Mensch-Tier-Pflanzen und immer schon Teil der Wälder. In hohlen Bäumen und Wurzelstöcken wohnend, sorgen sie seit Anbeginn für das Gleichgewicht im Wald. Das Bewusstsein, wie wichtig dieses Gleichwicht auch für einen klimafitten Wald ist, soll durch ein neues Projekt gestärkt werden. Eine Kooperation des Kulturbüro Bregenzerwald, der KLAR!-Region Vorderwald Egg, der Neuen Mittelschule Lingenau und des Borg Egg ermöglicht ein vielfältiges Programm rund um das sagenumwobene Wesen. So findet ein Zeichenwettbewerb statt, der das Schrättle Gestalt annehmen lässt. Bei einer anschließenden Vernissage können die farbenfrohen Ergebnisse betrachtet werden. Sprachlich wird das Thema in einer Schreibwerkstatt umgesetzt. Ganz andere Töne schlägt ein Song an, der das Waldwesen melodisch einfangen soll.
Schrättle verbindet zentrale Themen.
„Die Verbindung von Kultur und Klima ist eine vorteilhafte Kombination, um zentrale Themen für Kinder wie auch für Erwachsene greifbarer zu machen“, erklärt Veronika Sutterlüty vom Kulturbüro Bregenzerwald. „Individuelle Potentiale und Talente lassen sich so fördern und unseren Gemeinschaftssinn stärken“.
Dorothee Glöckle, von KLAR! Region Vorderwald-Egg betont den Natur- und Wissenschaftsaspekt in diesem Projekt. „Die Mitwirkung von Waldpädagog:innen und Waldexpert:innen bei den in Folge geplanten Workshops und Waldwochen ermöglicht so die Weitergabe fundierter Kenntnisse über unsere Natur und Wälder.“
„Geschichten erzählen, das ist spielen im Kopf“, strahlt Katharina Ritter, Geschichtenerzählerin, und erwähnt, dass durch ein interaktives Erzählen die Fantasie des Kindes angeregt wird. „So wird das Kind auf Augenhöhe abgeholt. Gemeinsam tauchen wir in eine Welt ein, die uns mit bloßem Auge oft verschlossen bleibt.“
Allen gemeinsam geht es darum, dass Kinder die Sinne für die Veränderungen in der Natur schärfen, ihre Fähigkeiten erkennen und die Einzigartigkeit unserer Wälder fühlen.
Im Anschluss an die Erzähltournee an den Schulen veranstaltet der Familienverband Hittisau einen Nachmittag, an dem alle Interessierten die Möglichkeit haben, tiefer in die wunderbare Welt des Schrättles einzutauchen.
Für diejenigen, die das Schrättle jederzeit bei sich verfügbar haben möchten, ist auch gesorgt. Eine geplante App mit vielen Funktionen soll das Waldwesen in die digitale Welt hüpfen lassen. Allgemeine Informationen lassen sich hier finden.
Klima und Kultur – ein Verkupplungsversuch
Die Verbindung von Klimathemen mit Kultur ist eine vorteilhafte Symbiose, um diese äußerst wichtigen Themen durch kulturelle Vermittlung greifbarer zu machen. Spielerisch werden Kinder und Jugendliche mit dem Klimawandel vertraut und ihr Bewusstsein geschärft. Anhand des Zeichenwettbewerbes, der Schreibwerkstatt oder des gemeinsamen Songs können sie ihre individuellen Potentiale und Talente entfalten, was wiederum Akzeptanz, Identität und gemeinsame Verantwortung schafft. Durch die Schule erreichen wir alle Kinder und Jugendliche, fernab von sozialer Stellung oder Affinität des Elternhauses. Das Mitwirken von Waldpädagog:innen und Waldexpert:innen bei Workshops, Waldwochen oder der Erzähltournee bildet die Basis für gemeinsames lebenslanges Lernen. Es weckt Neugier, Kreativität, Mut, Offenheit und Hilfsbereitschaft.
Bilder © Barbara Marte